Nicht die Zeit der Ideologen, sondern der Ingenieure!

Friedrich Merz und MIT-Mitglied Olav Gutting MdB warben für eine Politik, die den Menschen mehr Gestaltungsspielraum gibt und die großen Aufgaben in Europa angeht

Es gehe um viel bei dieser Wahl, die weltweit Beachtung finden werde. Entscheidend seien die Antworten auf die aktuellen politischen Fragen in Deutschland, Europa und der Welt, bei deren Lösung es große Unterschiede zwischen den Parteien gebe. Das machte Friedrich Merz bei seiner Rede auf dem Gelände der Waghäuseler Eremitage deutlich, zu der er auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Olav Gutting in dessen Wahlkreis gekommen war. Rund 200 Zuhörer konnte die CDU-Vorsitzende Ursel Scheurer im Namen der beiden CDU-Verbände Waghäusel und Oberhausen-Rheinhausen auf der Festwiese begrüßen.

Vieles sei in den letzten 16 Jahren gut gelaufen und es sei uns noch nie so gut gegangen. Dies solle auch so bleiben, so Merz. Dafür müsse man aber etwas tun, denn bei den gravierenden Veränderungen in der Welt könne es auch in Deutschland nicht einfach so weitergehen und manches hätte man auch bisher schon besser machen können.

Bewusst startete Friedrich Merz nicht mit der Umweltpolitik, obwohl er den Klimawandel als riesige Herausforderung und eindeutig das größte weltweite Problem einstufte. Dieses Problem sei jedoch nur mit einer leistungsfähigen Wirtschaft zu lösen.

„Deshalb braucht es in Deutschland jetzt ein Modernisierungsjahrzehnt. Wir werden den Klimawandel nicht mit Verboten, neuen Gesetzen und Regelungen bewältigen, sondern nur mich innovativen technischen Lösungen und einer leistungsfähigen Wirtschaft. Jetzt ist nicht die Zeit der Ideologen, sondern die der deutschen Ingenieure“, rief Merz den gebannten Zuhörern zu.

Merz plädierte in diesem Zusammenhang für Technologieoffenheit und intensive Forschung, beispielsweise im Bereich der synthetischen Kraftstoffe oder der Wasserstofftechnologie. Staatliche technologische Vorgaben seien „angemaßtes Wissen der Politik“.

Darüber hinaus brauche es die Zustimmung der Bevölkerung, die nur zu bekommen sei, wenn die Politik für stabile Haushalte sorge. Demgegenüber seien die Schulden der Europäischen Union hart an der Grenze dessen, was die europäischen Verträge zuließen. Die Vorstellungen der SPD und ihres Kanzlerkandidaten würden über Eurobonds zur Schuldenunion führen.

Weltweit erleben wir gravierende Veränderungen: Die USA nehmen ihre Rolle als Weltordnungsmacht nicht mehr wahr, während China einen Weltmachtanspruch erhebt. Die EU brauche daher eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Corona habe auch gezeigt, dass Europa in einigen Bereiche wieder mehr Souveränität bei Produkten des täglichen Bedarfs gewinnen müsse, erklärte Merz. In der Produktion von Arzneimitteln dürfe man sich künftig nicht mehr allein auf China verlassen, sondern brauche Produktionskapazitäten in Europa.

Um Kräfte freizusetzen, will Friedrich Merz, genauso wie Finanzexperte Olav Gutting eine Vereinfachung des Steuersystems und lehnt Erhöhungen der Steuer- und Abgabenlast für die Bürger kategorisch ab. „Mit uns wird es keine neuen Abgabenerhöhungen geben“, stellte Merz fest.

Den Aufwuchs in der Bundesverwaltung in den letzten Jahren will Merz rückgängig machen und eine weitere Aufblähung „unseres sehr gut aufgestellten Sozialstaates nur mit größter Zurückhaltung vornehmen“.

In der abschließenden Diskussionsrunde mit Olav Gutting, zu der die Besucher Fragen eingereicht hatten, plädierte Friedrich Merz unter anderem für eine kapitalgedeckte Altersversorgung, um auch der Jugend eine vernünftige Perspektive für ihre Rente zu ermöglichen.

Mentalität des Machens soll Deutschland modernisieren

  • Carsten Linnemann

CDU-Mittelstandschef Carsten Linnemann und Olav Gutting trafen Unternehmer

Mit einer Mentalität des Machens will die CDU künftig Deutschland modernisieren. Basis dafür sollen eine umfassende Staats- und Verwaltungsreform, der Abbau von Bürokratie und eine weitgehende Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltung sein. Diesen Plan präsentierte der Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Carsten Linnemann vor Unternehmern in Bruchsal. Der Wahlkreisabgeordnete Olav Gutting und die Vorsitzende der MIT Karlsruhe-Land, Nicole LaCroix, hatten den Wirtschaftspolitiker zu einem Informations- und Diskussionsabend eingeladen.

Linnemann sieht aktuell die Chance zu echten Reformen, während man in den letzten zehn Jahren eigentlich immer nur über Krisen geredet habe: erst über die Finanzkrise, dann die Eurokrise, dann über die Flüchtlingskrise und seit 18 Monaten über die Corona-Krise.

„Heute haben wir Corona hoffentlich weitgehend überstanden. Viele ärgern sich über die Politik, teils zu Recht. Manches ist schlecht, vieles aber auch gut gelaufen. Die Pandemie zeigte, dass es noch Unternehmer- und Erfindergeist in unserem Land gibt: Deutsche Unternehmer haben einen wichtigen Impfstoff erfunden. Aber jeder sieht auch, dass es so nicht weitergehen kann, wenn wir feststellen müssen, dass Telefaxgeräte nicht nur in Museen stehen, sondern auch in unseren Gesundheitsämtern“, monierte Linnemann.

Regelmäßige Videokonferenzen zu organisieren habe viele Schulen überfordert und nach 18 Monaten Pandemie habe man es „nicht gebacken bekommen“, flächendeckend Luftreinigungsfilter für Klassenräume zu organisieren.

„Und was machen die Politiker auf allen Ebenen? Sie erklären sich für nicht zuständig. Eigentlich ist niemand mehr in Deutschland für irgend etwas zuständig. Und das ist im ganzen Land so!“, erklärte Linnemann mit einem selbstkritischen Blick auf die Politik. Eigentlich müsse jetzt mit Blick auf die Corona-Krise allen klar sein, dass es so nicht weitergehen könne. Diesen Moment habe es seit der Agenda 2010 nicht mehr gegeben. Damals sei klar gewesen, dass die Arbeitslosenzahlen nicht immer weiter steigen durften. Heute sei den meisten klar, dass es eine Staatsreform brauche. „Keine Klein-Klein-Reform, sondern eine, die vor nichts Halt macht“, machte der Paderborner Abgeordnete deutlich.

„Einer solchen Reform würde ich den Titel geben: Einfach mal machen lassen! Wir brauchen eine Mentalität des Machens. Wer eine Idee hat, sollte einfach mal loslaufen dürfen, ohne dass die ganzen Bedenkenträger und Bremser kommen und sagen: „Geht nicht, weil …“, forderte Carsten Linnemann unter dem Applaus der Zuhörer. Jetzt sei ein Moment gekommen, in dem sich das Zeitfenster für solche Reformen öffne.

„Wenn wir die Dinge jetzt nicht angehen, dann werden wir bei den großen Herausforderungen Staatsreform, Klima oder Migration ganz den Anschluss verlieren. Dann werden wir nichts entfesseln, nichts erneuern, nirgendwohin aufbrechen. Dann übernimmt China das Zepter, während wir in Deutschland noch darüber streiten, ob das Binnen-I oder das Gendersternchen genderneutraler ist“, stellte Linnemann fest. Jetzt komme es darauf an, eine Koalition zu bekommen, die diese Themen mit marktwirtschaftlichen Instrumenten angehe.

In der angeregten Diskussion mit Carsten Linnemann und den Unternehmern machte Olav Gutting deutlich, „dass es weltweit noch keine Krise gegeben hat, die mit neuen Belastungen von Unternehmen und Bürgern bewältigt wurde“. Nur mit Freiräumen und wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten wurden positive Entwicklungen eingeläutet. „Daher wollen wir die One-in-Two-out-Regel einführen, wonach dann für ein neues Gesetz zwei alte Gesetze wegfallen müssen“, so Gutting.

„Wir werden daher auch künftig das Leistungsprinzip verteidigen und wehren uns gegen ein Verbotspolitik, die Unternehmen und Bürger mit Vorschriften und Bürokratie überhäuft, statt ihnen mehr eigene Gestaltungsspielräume zu eröffnen“, erklärte Olav Gutting zum Abschluss.